Auszug aus "Im Schatten des Glücks"
Liebe Freunde,
mein nächstes Projekt ist in Bearbeitung und wird voraussichtlich Ende August veröffentlicht.
Um Eure Neugier zu erwecken hab ich Euch mal einen kleinen Text hier eingestellt.
Bleibt`s mir gewogen - Eure Petruta
Samstag, der 10. November:
Es war noch finster draußen und das Wetter machte der Jahreszeit ganze Ehre. Anica drückte die ganze Nacht kein Auge zu. Gegen vier Uhr Früh verlor sie den Kampf gegen den Schlaf. Sechs Wochen lang, seit Marica`s Geburt, schlief sie keine einzige Nacht mehr durch. Das schwächte ihren an sich stabilen Körper spürbar.
An diesem Samstagmorgen, nachdem sie Marica stillte, unfähig sich gegen den so notwendigen Schlaf zu wehren, schlief sie tief ein. Als es acht Uhr wurde und Anica neben ihrer Tochter noch immer schlief, beschloss Filoti alleine aufzustehen um so etwas wie das Frühstück in der kleinen Küche vor zu bereiten: Eierspeise wollte er machen und Anica warme Kuhmilch servieren; er trank lieber einen gespritzten Most.
Er heizte den Ofen ein, sodass die Küche eine angenehme Temperatur erreichte, legte alle Zutaten auf den Tisch und ging ins Schlafzimmer, dabei griff er nach ihrer Hand und mit sanften Bewegungen weckte er sie auf. Wie aus einem Albtraum erschreckt, drehte sie sich zu Marica hin und umschloss sie mit ihren zitternden Händen, sich selbst vorwerfend, dass sie zu spät aufgestanden war. Marica rührte sich nicht. Sie öffnete ihre braunen Babyaugen nicht mehr, sie bewegte ihre kleinen Hände nicht mehr, sie hatte aufgehört zu atmen. Es traf das ein, was ihre Eltern so stark gehofft hatten, dass es nicht eintreffen würde: Marica hörte auf zu leben, während ihre Mutter schlief.
Sechs Wochen lang durfte sie ihre Eltern glücklich machen, dann schlief sie in dem Morgengrauen des 11. Novembers für immer ein. Ihre unschuldige Seele verwandelte sich in einen Engel und stieg in den Himmel empor, hinter sich zwei gebrochene Menschen – ihre Eltern.
In diesem Augenblick schien es so, als hätte Anica den Verstand verloren. Sie nahm die kleinen Hände ihrer leblosen Tochter und legte diese auf ihren Kopf. Es war alles still in diesem kleinen Zimmer, nichts rührte sich mehr, sie selbst wurde immer ruhiger ohne es zu merken, dass ihre Tränen Marica`s starres Gesicht überschwemmten. Filoti blickte, wie in einem Schockzustand, in die Leere, unfähig etwas zu sagen, als wäre er nicht anwesend gewesen. Irgendwann von der Ferne her, unterbrach das Heulen des Zuges der jeden Tag um dieselbe Zeit über den hohen Hügel des Dorfes vorbeifuhr für eine Weile die zerschmetternde Stille.